Feuerwehr-Tunneltraining auf höchstem Niveau

Seit 2021 haben österreichische Feuerwehrmitglieder die Möglichkeit, in einem eigenen Tunnel-Trainingszentrum (TTZ) des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes (ÖBFV) am steirischen Erzberg die Straßentunnelbrandbekämpfung unter realen Bedingungen zu perfektionieren. Die Bahntunnelanlage steht zusätzlich seit 2024 zur Verfügung. Bereits über 800 Feuerwehrfrauen und -männer absolvierten in rund 60 Durchgängen dieses besonders intensive Training.

  • Die österreichischen Feuerwehren leisten einen erheblichen Beitrag zur Tunnelsicherheit in Österreich und unterstützen damit maßgeblich die Betreiber der Anlagen in ihrer Verpflichtung, für Sicherheit in den Tunneln zu sorgen.
  • Aus- und Weiterbildung sind der Schlüssel für einen erfolgreichen Einsatz, dazu sind notwendige Rahmenbedingungen wie das TTZ sowie die damit zusammenhängende Finanzierung und Weiterentwicklung der Technik unerlässlich.

Einsätze in unterirdischen Verkehrsanlagen stellen die Feuerwehren vor besondere Herausforderungen. Besonderheiten wie beengte Platzverhältnisse, Dunkelheit, reduzierte Möglichkeiten der Rauch- und Wärmeabfuhr u.v.m. führen bei den Einsatzkräften zu erhöhten physischen und psychischen Belastungen.
„Nur unter realen Bedingungen bekommen unsere Einsatzkräfte ein Gespür für diese anspruchsvollen Situationen. In unserem Tunnel-Trainingszentrum wird ihnen das in einer high-end Variante geboten“, so Klaus Tschabuschnig, ÖBFV-Referatsleiter für Einsatz und Ausbildung.
Nach der Tunnel-Grundausbildung in den Feuerwehren und Landesfeuerwehrschulen sorgt das Tunnel-Trainingszentrum für Routine und Sicherheit im Tunneleinsatz. Ausgebildete Mitglieder von „Portalfeuerwehren“, also jener Feuerwehren, die für Tunnelanlagen zuständig sind, können hier ihr Training unter realistischen Bedingungen perfektionieren. „Das heißt, dass die bereits erlernten Inhalte im TTZ wiederholt und gefestigt werden, damit sie in einer Stresssituation abgerufen werden können“, so Tschabuschnig weiter. Das dreitägige Training ist körperlich anstrengend und fordert gleichzeitig konzentriertes sowie besonnenes Arbeiten. Dabei geben österreichweit gültige Standards bei der Einsatztaktik und das einheitliche Vorgehen im Objekt die notwendige Sicherheit.

Robert Mayer, Reinhard Leichtfried, Klaus Tschabuschnig, Robert Galler

Neben dem etablierten Training im Straßentunnel wird im TTZ seit 2024 auch ein Training für den Einsatz im Bahntunnel angeboten. Die Trainer sind Experten auf ihrem Gebiet, sie kommen aus dem ÖBFV-Tunnelkompetenzzentrum (Landesfeuerwehrschule Tirol), den anderen Landesfeuerwehrschulen, den Berufsfeuerwehren und dem ÖBFV.
Eine Besonderheit des Trainings ist, dass Mitglieder der ÖBB Betriebsfeuerwehr gemeinsam mit den Mitgliedern der öffentlichen Feuerwehren trainieren. Die Betriebsfeuerwehrmitglieder sind unter anderem jene Mitarbeiter, die in Zukunft die neuen ÖBB Servicejets fahren und bedienen – daher ist es für alle Teilnehmer eine wertvolle Erfahrung, sich schon jetzt beim Training kennenzulernen und möglichst gut zusammenzuarbeiten.
Nachdem die österreichischen Feuerwehren für Einsätze in Anlagen der ASFINAG sowie der ÖBB trainieren, wird die Finanzierung dieser Trainingseinheiten über beide Infrastrukturbetreiber sichergestellt und in enger Partnerschaft mit der Montanuniversität Leoben betrieben.
Feuerwehrpräsident Robert Mayer: „Österreich ist ein Land der Tunnelanlagen, umso bedeutender ist die Aus- und Weiterbildung in diesem sehr fordernden Einsatzbereich. Ich bin dankbar, dass wir dazu mit der Montanuniversität Leoben einen wertvollen Partner gefunden haben. Die Kooperation bietet viele neue Möglichkeiten im Aus- und Weiterbildungsbereich, aber auch in der Forschung bei Tunnelanlagen. Die Betreiber der Tunnelanlagen haben durch ihre finanziellen Beiträge den notwendigen Rahmen geschaffen und damit maßgeblich zu mehr Sicherheit und einer reibungslosen Zusammenarbeit beigetragen.“

Heißausbildung mit gasbefeuerter Anlage
Die Untertageanlage besteht aus einem zweiröhrigen Straßentunnel und zwei parallel geführten Eisenbahntunnelröhren sowie einem Versuchsstollen, wodurch Forschung, Entwicklung, Ausbildung und Training unter realen Untertagebedingungen ermöglicht werden. Die Anlage ist im Maßstab 1:1 gebaut und beinhaltet – wie bei einer echten Tunnelanlage – alle technischen Einbauten wie beispielsweise Querschläge, Notrufnischen, Fluchtwege, eine Bahn-Oberleitung und eine Belüftung.
Im Betriebsgebäude sind die Überwachungszentrale zur Betreuung aller technischen Tunneleinbauten sowie Büros untergebracht. Gleich daneben befindet sich das ebenfalls aus Containern bestehende Ausbildungsgebäude, das von der Feuerwehr genutzt wird. Ein von den Gebäuden 200 Meter entfernt liegender Gastank versorgt die Heißausbildungsanlage im Berg. Der gesamte Bereich der Brandstelle ist mit einem Hitze-Schild überbaut, diese Maßnahme soll die betonierte Tunneldecke vor zu starker thermischer Belastung schützen. Zur Überwachung der Heißausbildung und des Gasfeuers wurden Wärmebildkameras installiert, somit lassen sich alle Aktivitäten vom Leitstand im Betriebsgebäude aus beobachten. Im Notfall kann von hier aus die Gaszufuhr gestoppt und die Lüftung aktiviert werden.
In der Anlage wurden u.a. zwei große Bereiche vorbereitet, die teilweise zu Fuß erreicht werden müssen: Im Bahntunnel werden das Schlauchmanagement sowie Suchen und Retten trainiert. Dabei wird der Tunnel stark verraucht und komplett verdunkelt, sodass sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Wärmebildkameras und Suchstöcken orientieren müssen. Bei den Waggons angekommen, teilt sich die Gruppe auf: Ein Teil sucht außen, ein Teil sucht in den Waggons und versucht dabei, möglichst wenig Rauch in die Waggons dringen zu lassen.

Steiermark besonders gefordert
Der Erzberg, im steirischen Bezirk Leoben gelegen, wurde nach der Prüfung mehrerer Varianten auch aufgrund der Synergien mit der Montanuniversität Leoben bewusst als Standort des Tunneltrainingszentrums gewählt. „Die Steiermark profitiert aktuell von mehreren Bahn-Tunnelprojekten, somit sind wir als steirische Feuerwehren besonders gefordert, die Einsatzkräfte auszubilden sowie ihnen ein umfangreiches Training zu ermöglichen. Zahlreiche Feuerwehren sind seit geraumer Zeit damit beschäftigt, sich auf die Inbetriebnahme des Koralmtunnels, aber auch des Semmering-Basistunnels vorzubereiten“, so Reinhard Leichtfried, Landesfeuerwehrkommandant der Steiermark.

Zentrum am Berg – Wissenschaft und Forschung
Die Montanuniversität Leoben betreibt mit dem Zentrum am Berg (ZaB) am steirischen Erzberg eine europaweit einzigartige und unabhängige Forschungsinfrastruktur rund um den Bau und Betrieb von Untertageanlagen. Das Projekt wurde im Oktober 2021 abgeschlossen und eröffnet. Seitdem steht es auch den Feuerwehren als Trainingszentrum zur Verfügung. Mit mehr als vier Kilometern Untertagebauanlagen ist dies eine weltweit einzigartige Einrichtung für Forschung und Entwicklung in den Bereichen Geotechnik und Tunnelbau sowie für Ausbildung und Training in den Fachbereichen Tunnelsicherheit und Untertagebau. Im Rahmen von Wissenschaft und Forschung wird das ZaB auch von Herstellern von Tunneleinrichtungen und -ausbauelementen für Großversuche neuer Produkte und Tests neuer Materialien in realen Umgebungsbedingungen für den Untertagebau genutzt.
„Gedankt sei in diesem Zusammenhang vor allem den Fördergebern von Bund und Land Steiermark, welche die Errichtung dieser einzigartigen Forschungsinfrastruktur ermöglicht haben. Um die Erdoberfläche auch weiterhin lebenswert erhalten zu können gilt: Die Zukunft der Infrastruktur liegt Untertage! Lassen Sie uns diese gemeinsam sicher gestalten!“, so Robert Galler, Leiter des Forschungszentrums „ZaB Zentrum am Berg“.

Fotos: M. Seyfert, R. Berger, LFV Stmk/Meier

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